Drei rote Gehirne mit einer Gießkanne auf rosa Hintergrund symbolisieren Gesundheit.
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3 Gewohnheiten für mentale Stärke

Kontrollieren Sie Ihren Geist, sonst kontrolliert er Sie.

Fan­gen Sie noch heu­te an, sich in men­ta­ler Stär­ke zu üben. 

Sicher­lich gibt es unter­schied­li­che Ansät­ze zu men­ta­ler Stär­ke. Hier möch­te ich ger­ne erklä­ren, wie ich dar­über den­ke, wel­che Erfah­run­gen ich damit habe und wie Sie Ihre men­ta­le Stär­ke aus­bau­en können.

Men­ta­le Stär­ke ist die Fähig­keit, Ihren Geist zu kon­trol­lie­ren, anstatt von ihm kon­trol­liert zu wer­den.

Wozu ist mentale Stärke gut?

Anstatt sich in nega­ti­ven Gedan­ken­spi­ra­len der Selbst­kri­tik oder Scham zu ver­lie­ren, ermög­licht Ihnen men­ta­le Stär­ke, Ihre Auf­merk­sam­keit und Ihr Den­ken auf das Jetzt (und etwas Posi­ti­ve­res) umzu­len­ken – wie das Gespräch, das Sie gera­de mit einer Freun­din füh­ren, oder eine Sache, die Ihnen heu­te wich­tig ist.

Statt impul­siv auf die sar­kas­ti­sche Bemer­kung Ihres Ehe­part­ners mit einer schlag­fer­ti­gen Bemer­kung zu reagie­ren, könn­ten Sie dem Impuls wider­ste­hen und ent­we­der nichts sagen oder selbst­be­wusst erwäh­nen, dass Sie den Sar­kas­mus hier nicht ange­bracht finden.

Natür­lich gibt es Aspek­te Ihres Geis­tes, die Sie nicht kon­trol­lie­ren kön­nen. Zum Bei­spiel, ob Ihnen gera­de eine bestimm­te Erin­ne­rung in den Sinn kommt. Oder ob Sie Angst haben, weil Sie eine bedroh­li­che Situa­ti­on erleben.

Men­tal stark zu wer­den bedeu­tet also nicht, die voll­stän­di­ge Kon­trol­le über alles zu erlan­gen, was in Ihrem Kopf vor sich geht. Men­ta­le Stär­ke bedeu­tet, zu ver­ste­hen, wel­che Tei­le Ihres Geis­tes Sie kon­trol­lie­ren kön­nen und dazu in der Lage zu sein, wenn es dar­auf ankommt.

Schließ­lich ist der Ver­stand und Ihr Geist ein wun­der­vol­les Instru­ment – aber eben nur das – ein Instru­ment. Sie soll­ten es nut­zen, und nicht von Ihrem Instru­ment beherrscht werden. 

Vorteile mentaler Stärke 

Sie kön­nen viel­leicht nicht kon­trol­lie­ren, ob Ihnen eine Sor­ge in den Kopf kommt. Aber Sie kön­nen kon­trol­lie­ren, ob Sie wei­ter dar­über nachgrübeln.

Sie kön­nen nicht kon­trol­lie­ren, ob jemand etwas Unüber­leg­tes zu Ihnen sagt. Aber Sie kön­nen kon­trol­lie­ren, was Sie ant­wor­ten und wie.

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Vorteile der mentalen Stärke 
  • Wenn Sie Ihre men­ta­le Stär­ke aus­bau­en und trai­nie­ren, ist das eine der bes­ten Mög­lich­kei­ten, Ihre emo­tio­na­le Ver­fas­sung zu verbessern. 
  •  Sie kön­nen Ihre Angst lang­fris­tig sen­ken, indem Sie ler­nen, wie Sie Ihre men­ta­len Mus­ter der Sor­ge kon­trol­lie­ren können.
  • Sie kön­nen Wut­pro­ble­me in den Griff bekom­men, wenn Sie ler­nen, Ihre men­ta­len Denk­mus­ter zu kontrollieren. 
  • Sie kön­nen Ihr Selbst­wert­ge­fühl stei­gern, wenn Sie ler­nen, wie Sie Ihr men­ta­les Mus­ter der Selbst­kri­tik beein­flus­sen können. 

Mit ande­ren Wor­ten: Wenn Sie emo­tio­nal wider­stands­fä­hig sein möch­ten, müs­sen Sie trai­nie­ren, men­tal stark zu sein. Die gute Nach­richt ist, wie bei allem ande­ren, wird man durch Übung Schritt für Schritt bes­ser und kann die Meis­ter­schaft errin­gen. Aber um die Übung kom­men Sie nicht herum….

Und wie bei jedem Trai­ning erfor­dert auch der Auf­bau men­ta­ler Stär­ke Ihr Enga­ge­ment, gute Gewohn­hei­ten zu ent­wi­ckeln – und Übung über län­ge­re Zeit. Aber dran­blei­ben lohnt sich! #sogeht­ge­sund

Hier sind drei klei­ne Gewohn­hei­ten, die Ihre men­ta­le Stär­ke und emo­tio­na­le Wider­stands­fä­hig­keit lang­sam aber sicher ver­bes­sern werden: 

1. Seien Sie ehrlich, was Ihre Gefühle angeht

Die­se Gewohn­heit ist so ein­fach, dass man sie leicht unbe­ach­tet lässt. Jetzt den­ken Sie viel­leicht: Ich glau­be, ich bin ziem­lich ehr­lich bezüg­lich mei­ner Gefüh­le. Viel­leicht. Aber ich wäre bereit zu wet­ten, dass Sie viel­leicht nicht ganz so ehr­lich dies­be­züg­lich sind, wie Sie ger­ne glau­ben möch­ten – beson­ders wenn es um schwie­ri­ge (also unan­ge­neh­me) Gefüh­le geht.

Ein prak­ti­sches Bei­spiel: Ange­nom­men, Sie hat­ten ges­tern Abend einen Streit mit Ihrem Ehepartner:in. Und dann gehen Sie zur Arbeit, und einer Ihrer Kol­le­gen fragt, wie es Ihnen geht. Und ohne einen zwei­ten Gedan­ken zu ver­schwen­den, sagen Sie: “Mir geht’s gut. Wie geht es dir?“ Das ist ein Para­de­bei­spiel für emo­tio­na­le Unehrlichkeit.

Viel­leicht den­ken Sie jetzt: Klar, ich weiß, dass es mir nicht gut geht wegen die­ses Streits. Aber ich woll­te nichts dazu sagen, da man am Arbeits­platz nicht über per­sön­li­che Pro­ble­me spricht. 

Las­sen Sie uns das ein­mal durch­leuch­ten: Wis­sen Sie wirk­lich, wie Sie sich füh­len? Ich mei­ne, auf einer vagen, ober­fläch­li­chen Ebe­ne sind Sie sich sicher, dass Sie ver­är­gert sind. Aber wel­che Emo­tio­nen füh­len Sie genau?
Sind Sie viel­leicht wütend? Wenn ja, wel­che Art von Wut – frus­triert, aggres­siv, genervt? Oder viel­leicht füh­len Sie sich ver­letzt? OK, aber wie ver­letzt? Füh­len Sie sich eher trau­rig oder ent­täuscht? Reue­voll oder beschämt? Oder viel­leicht – was ich für wahr­schein­lich hal­te – füh­len Sie eine Kom­bi­na­ti­on unter­schied­li­cher Emo­tio­nen? Vor allem ent­täuscht, aber auch ein biss­chen wütend und ängstlich. 

Wenn Sie also vor der Arbeit kei­ne The­ra­pie­sit­zung ein­ge­scho­ben haben – oder kei­ne ernst­haf­ten, selbst­re­flek­tie­ren­de Übun­gen gemacht haben, hal­te ich es für wahr­schein­lich, dass Sie sich nicht ganz klar dar­über sind, wie Sie sich fühlen.

Und auch wenn es unan­ge­bracht ist, im Detail über Ihre part­ner­schaft­li­chen Pro­ble­me am Arbeits­platz zu spre­chen, bedeu­tet das nicht, dass Sie über­haupt nicht dar­über spre­chen kön­nen, wie Sie sich fühlen.

Zum Bei­spiel könn­ten Sie auf die Fra­ge Ihres Kol­le­gen ant­wor­ten: „Ich kom­me klar, aber ich hat­te ges­tern einen ziem­lich stres­si­gen Tag. Kei­ne gro­ße Sache, aber ich hat­te ein schwie­ri­ges Gespräch und ich ver­su­che immer noch, alles zu verstehen.“

Sie müs­sen kei­ne Angst haben vor der Reak­ti­on des Kol­le­gen – das ist seine/ihre Sache, nicht Ihre. Und Sie müs­sen auch kei­ne Angst haben vor wei­te­ren Fra­gen. Schließ­lich kön­nen Sie ein­fach sagen: „Dan­ke, dass du nach­fragst, aber aktu­ell möch­te ich nicht wei­ter dar­über reden. Ich woll­te nur ehr­lich sein.“ Damit haben Sie nichts Kom­pro­mit­tie­ren­des von sich gege­ben, und Sie waren trotz­dem ehr­lich bezüg­lich Ihrer Emotionen. 

Hier ist der Grund, war­um das wich­tig ist:

  • Obwohl Sie intel­lek­tu­ell wis­sen, dass Sie sich nicht gut füh­len, brin­gen Sie Ihrem Gehirn durch das Ver­mei­den von Gefüh­len bei, dass die­se Gefüh­le schlecht oder gefähr­lich sind – denn wenn wir vor etwas inner­lich davon­lau­fen, nimmt unser Gehirn ver­ständ­li­cher­wei­se an, dass es gefähr­lich sein könnte.
  • Wenn Sie sich also ange­wöhnt haben, nicht dar­über zu reden, wie Sie sich füh­len, sen­den Sie Ihrem Gehirn die star­ke Bot­schaft, dass schmerz­haf­te Gefüh­le ver­mie­den und gefürch­tet wer­den müssen.
  • Und wenn Sie Ihr Gehirn dar­auf trai­nie­ren, Ihre eige­nen Gefüh­le zu fürch­ten, dann bau­en Sie den Grund­stein für emo­tio­na­le Fra­gi­li­tät und Schmerz.

Glück­li­cher­wei­se kön­nen Sie Ihrem Gehirn die ent­ge­gen­ge­setz­te Bot­schaft ver­mit­teln – dass, wie schmerz­haft sie auch sein mögen, schwie­ri­ge Emo­tio­nen nicht gefähr­lich sind – indem Sie ein­fach bereit sind, ehr­lich über sie zu spre­chen, sowohl mit sich selbst als auch mit anderen.

Die­se Ent­schei­dung bedeu­tet nicht, dass Sie Ihren Kol­le­gen oder der Kell­ne­rin Ihrer Stamm­knei­pe stän­dig Ihr Herz aus­schüt­ten müs­sen. Es reicht schon, wenn Sie sich ein paar Sekun­den Zeit neh­men, um Ihre Emo­tio­nen ehr­lich anzu­er­ken­nen, anstatt sie zu ver­mei­den. Das ist eine star­ke Metho­de, um Ihre men­ta­le Stär­ke und emo­tio­na­le Belast­bar­keit im Lau­fe der Zeit aufzubauen.

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Du hast Macht über dei­nen Geist – nicht über äuße­re Ereig­nis­se. Erken­ne dies, und du wirst Stär­ke finden.

Mar­cus Aurelius

2. Vermeiden Sie unnötige mentale Zeitreisen

Ein Groß­teil emo­tio­na­len Leids ist das direk­te Ergeb­nis von zu vie­len men­ta­len Zeitreisen.

Was mei­ne ich damit? Eine men­ta­le Zeit­rei­se ist die erstaun­li­che Fähig­keit, die wir Men­schen haben, zwi­schen den Zeit­zo­nen – Ver­gan­gen­heit, Gegen­wart und Zukunft – hin- und her­zu­rei­sen mit­hil­fe unse­rer Vor­stel­lungs­kraft. Wir den­ken zum Bei­spiel über die Zukunft nach oder rufen uns unse­re Erin­ne­run­gen wie­der ins Gedächtnis. 

Sehr vie­les – von Pro­jekt­pla­nung, über Ziel­set­zung, bis zum Bücher­schrei­ben usw., hängt in gro­ßem Maße von Ihrer Fähig­keit ab, men­tal durch die Zeit zu rei­sen – also sich Mög­lich­kei­ten in der Zukunft vor­zu­stel­len und Erin­ne­run­gen aus der Ver­gan­gen­heit abzu­ru­fen. Aber wie jedes Werk­zeug kön­nen auch men­ta­le Zeit­rei­sen einem guten oder weni­ger gutem Zweck dienen. 

Man ver­wen­det kein Schweiß­ge­rät zum Kochen, und kei­ne Nagel­sche­re zum Holz hacken, weil das Ergeb­nis der Anstren­gun­gen eben davon abhängt, dass Sie jeweils das rich­ti­ge Werk­zeug für die ent­spre­chen­de Auf­ga­be anwen­den. Manch­mal ent­schei­den wir uns jedoch – mehr unbe­wusst als bewusst – ein­fach das Werk­zeug anzu­wen­den, das wir gewöhnt sind. 

Des­halb ist es zum Bei­spiel weit ver­brei­tet, aber eben nicht effek­tiv, nachts im Bett zu lie­gen und sich den Schlaf zu rau­ben, indem Sie sich Sor­gen dar­über machen, wel­che mög­li­chen Pro­ble­me in Ihrem Job auf­tre­ten könn­ten, wel­che unaus­sprech­li­chen Din­gen den Men­schen pas­sie­ren könn­ten, die Sie lie­ben und so wei­ter. Denn dann bekom­men Sie Angst und kön­nen nicht einschlafen. 

Das heißt nicht, dass men­ta­le Zeit­rei­sen unnütz sind. Aber sie sind in die­sem Kon­text unnütz und sehr wenig ziel­füh­rend. Denn mal ehr­lich, was ändern Ihre Sor­gen an der poten­zi­el­len Zukunft?
Nichts? Genau! 

Men­ta­le Zeit­rei­sen kön­nen nütz­lich sein. Zum Bei­spiel, um sich Zie­le zu ste­cken, was Sie in Ihrem Leben errei­chen möch­ten. Dann kön­nen Sie im Jetzt bes­se­re Ent­schei­dun­gen tref­fen, wor­auf Sie sich fokus­sie­ren und womit Sie Ihre Zeit ver­brin­gen. Sie soll­ten aber dar­aus nicht schlie­ßen, dass men­ta­le Zeit­rei­sen des­halb immer hilf­reich sind. 

Zer­re dei­ne Gedan­ken weg von dei­nen Sor­gen, an den Ohren, den Füßen, oder auf sonst eine Art, die dir recht ist. Das ist das Gesün­des­te, was du für dei­nen Kör­per tun kannst.

Mark Twa­in

Von Angst und Scham – praktische Beispiele 

Ich möch­te Ihnen ein paar prak­ti­sche Bei­spie­le geben für ein bes­se­res Verständnis.

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Was macht Ihnen Angst? Häu­fig kommt Angst von unge­sun­dem, und vor allem unkon­trol­lier­tem Nach­den­ken über die Zukunft. Das könn­te dann so aussehen:

„Mein Chef hat mir gegen­über eine kri­ti­sche Bemer­kung gemacht. Mist. Da fällt mir ein, neu­lich hat er mich schon ein­mal kri­ti­siert. Und das jetzt, wo ich mit mei­nem Pro­jekt zeit­lich etwas hin­ter­her­hin­ke. Obwohl es nicht von mir abhängt, ich bekom­me ein­fach nicht die Infor­ma­ti­on gelie­fert, die ich brau­che. Bestimmt hat er dafür über­haupt kein Ver­ständ­nis. Und über­haupt schaut er mich in letz­ter Zeit öfter mal so komisch an. Und mei­nen Kol­le­gen hat er neu­lich bevor­zugt, der hat das coo­le­re Pro­jekt bekom­men. Viel­leicht will er mich ja loswerden?“ 

Tata – und schon sehen Sie sich inner­lich auf der Stra­ße, bau­en ein Feind­bild gegen­über Ihrem Chef und Kol­le­gen auf und machen sich Sor­gen, wie Sie ohne Job Ihre Fami­lie ernäh­ren sol­len. Und als Kon­se­quenz kön­nen Sie nicht schla­fen und kom­men am nächs­ten Tag gerä­dert bei der Arbeit an. In Rea­li­tät ist aber alles davon ein­fach nur Kopfkino. 

Wenn Sie also Ihre Angst im Zaum hal­ten möch­ten, soll­ten Sie klü­ger ent­schei­den, wann Sie men­ta­le Zeit­rei­sen zulas­sen oder ein­set­zen – und wann eben nicht.

Wie steht es mit der Scham? Vie­le Fäl­le von Depres­si­on und gerin­gem Selbst­wert­ge­fühl wer­den von men­ta­len Gewohn­hei­ten der Selbst­kri­tik und Selbst­be­ur­tei­lung ange­trie­ben. In eini­gen Situa­tio­nen und in gewis­sem Maße kann das Nach­den­ken über ver­gan­ge­ne Feh­ler hilf­reich und pro­duk­tiv sein, wenn auch etwas schmerz­haft. Zum Bei­spiel dafür, das nächs­te Mal nicht den­sel­ben Feh­ler zu machen. Und um die Lek­ti­on nicht zu ver­lie­ren und aus Ihren Erfah­run­gen zu lernen. 

Aber die glei­che men­ta­le Gewohn­heit kann schreck­lich zer­stö­re­risch sein, wenn man sie außer Kon­trol­le gera­ten lässt. Zum Bei­spiel, wenn Sie sich im Nach­hin­ein inner­lich dafür beschimp­fen, tadeln oder nega­tiv beur­tei­len, dass Sie einen Feh­ler gemacht oder viel­leicht ein­mal unüber­legt gehan­delt haben. Das tun wir alle. Das ist kein Grund, so hart mit sich selbst ins Gericht zu zie­hen. Schließ­lich hilft das nie­man­dem und macht Sie anfäl­lig dafür, sol­che destruk­ti­ven Gewohn­hei­ten mehr zu eta­blie­ren. Sie tun also bes­ser dar­an, sol­chen auto­ma­tisch ablau­fen­den Men­tal­rei­sen Ein­halt zu gebieten. 

Feh­ler machen klug, des­halb macht man nie genug.

Gun­ther Schmidt

Aggression und Konflikte

Wie steht es mit Aggres­si­on?  So wie das Nach­den­ken über Ihre eige­nen Feh­ler leicht in destruk­ti­ve Selbst­kri­tik umschla­gen kann, kann das Grü­beln über die Feh­ler und Schwä­chen ande­rer Men­schen schnell zu über­mä­ßi­ger Wut, Aggres­si­on und in Fol­ge zur Ent­ste­hung von Kon­flik­ten füh­ren. Wenn Sie dafür ein gutes Bei­spiel benö­ti­gen, dann lesen Sie ein­mal „Die Geschich­te mit dem Ham­mer” von Paul Watz­la­wick (Sys­te­mi­ker der ers­ten Stun­de), aus dem Buch „Anlei­tung zum Unglück­lich­sein.“ Sie erläu­tert auf lus­ti­ge und sehr anschau­li­che Wei­se, wie sich men­ta­le Zeit­rei­sen und Kopf­ki­no grund­los zu einem aus­ge­wach­se­nen Kon­flikt stei­gern können. 

Wer­bung:
“Anleitung zum Unglücklichsein” von Paul Watzlawick

Das Buch zum Artikel

Wenn Sie ein­mal aus­führ­lich dar­über nach­den­ken, wie vie­le unan­ge­neh­me Situa­tio­nen auf­grund men­ta­ler Zeit­rei­sen ent­ste­hen, die im fal­schen Kon­text geför­dert oder zuge­las­sen wer­den, dann kom­men Sie sicher­lich auf sehr vie­le mög­li­che inne­ren und äuße­ren Kon­flik­te, die alle­samt ver­meid­bar wären. Die Fra­ge ist, lohnt sich das? Was genau kos­ten Sie die­se Kon­flik­te (Zeit? Ener­gie? Schlaf? Unan­ge­neh­me Gesprä­che?….) und ist das Ergeb­nis Ihren Ein­satz wert? 

Das Gegenmittel zu mentalen Zeitreisen

Als Gegen­mit­tel zu destruk­ti­ven men­ta­len Zeit­rei­sen soll­ten Sie die Fähig­keit kul­ti­vie­ren, Ihre Auf­merk­sam­keit im gegen­wär­ti­gen Moment zu hal­ten. Also in ande­ren Wor­ten – Sie soll­ten sich in Acht­sam­keit üben:

So kön­nen Sie beim Auto­fah­ren an der Ampel Ihre Auf­merk­sam­keit auf die Musik im Radio len­ken, anstatt den Streit mit Ihrem Partner:in von letz­ter Nacht noch ein­mal durch­zu­spie­len. Beim Jog­gen kön­nen Sie Ihren Fokus dar­auf rich­ten, wie es sich anfühlt, zu lau­fen und drau­ßen zu sein, anstatt dar­über nach­zu­den­ken, dass Sie mit einem Pro­jekt in Ver­zug sind. Anstatt dar­über nach­zu­grü­beln, war­um Ihnen die­ser dum­me Feh­ler unter­lau­fen ist, kön­nen Sie sich auf Ihre Atmung kon­zen­trie­ren, und sich über­le­gen, wor­über Sie sich heu­te schon gefreut haben. 

Es gibt unzäh­li­ge Mög­lich­kei­ten, Acht­sam­keit zu üben. Wenn Sie Anre­gun­gen dafür brau­chen, dann fol­ge unse­rem Blog Gesund­heit in Tübin­gen auf Face­book oder Lin­ke­din, wo wir die Acht­sam­keits­rei­he “My mindful way today” pos­ten (Mein acht­sa­mer Weg heute). 

Letzt­end­lich geht es dar­um, im Jetzt anzu­kom­men, anstatt sich unwill­kür­lich und hilf­los von Ihren Gedan­ken auf men­ta­le Zeit­rei­sen locken zu las­sen. Sie sind Ihren Gedan­ken nicht aus­ge­lie­fert, son­dern Sie kön­nen sie wil­lent­lich len­ken. Nut­zen Sie die­se Fähig­keit. So wie men­ta­le Zeit­rei­sen eine Fähig­keit sind. Nut­zen Sie die­se für sich, anstatt sich von ihnen benut­zen zu lassen. 

Die Schön­heit des Lebens liegt in jedem ein­zel­nen Moment. Acht­sam­keit ist der Schlüs­sel, um die­sen Moment zu entdecken.

Thich Nhat Hanh

3. Unterscheiden Sie zwischen Wünschen und Werten

Ein gro­ßer Teil Ihrer men­ta­len Stär­ke besteht dar­in, unge­sun­den Impul­sen zu widerstehen. 

Sie haben sich vor­ge­nom­men, fünf Tage die Woche zu trai­nie­ren, aber gera­de heu­te füh­len Sie sich schlapp und möch­ten nur auf der Couch chil­len und fern­se­hen. Ein Kol­le­ge sagt etwas Unbe­dach­tes und Sie ver­spü­ren den Impuls, eine bis­si­ge Bemer­kung zurück­zu­schie­ßen. Sie soll­ten ein unan­ge­neh­mes Gespräch mit Ihrem Partner:in füh­ren, haben aber Angst vor der Reak­ti­on und möch­ten es ver­schie­ben. Unse­re bes­ten Absich­ten wer­den all­zu oft von unse­rem eige­nen Geist in Form von Gelüs­ten, impul­si­ven Reak­tio­nen, Ängs­ten und der­glei­chen sabotiert.

Das Pro­blem dabei ist, dass es schwie­rig ist, ein­fach einem unge­sun­den Impuls zu widerstehen. 

Wenn Sie Lust haben, noch mehr Des­sert zu essen, ist es nicht hilf­reich, sich immer wie­der zu sagen: „Iss das Des­sert nicht, iss das Des­sert nicht, iss das Des­sert nicht.” Das Pro­blem ist, dadurch blei­ben Sie wei­ter­hin auf das Ver­lan­gen und das Des­sert fokus­siert. Eine bes­se­re Mög­lich­keit, unge­sun­den oder uner­wünsch­ten Impul­sen und Gelüs­ten zu wider­ste­hen, besteht dar­in, Ihren Fokus auf Ihre Wer­te zu lenken.

Anstatt sich zu zwin­gen, die zwei­te Por­ti­on Des­sert nicht zu essen, wie wäre es, wenn Sie Ihren Fokus dar­auf legen wür­den, war­um Sie die­sem Impuls in ers­ter Linie wider­ste­hen möch­ten?
Sie könn­ten einen Stift und Papier neh­men und 3 gute Grün­de auf­schrei­ben, war­um Sie das Des­sert nicht essen möch­ten. Anders aus­ge­drückt, fra­gen Sie sich, war­um es Ihnen wich­tig ist, kei­ne zwei­te Por­ti­on Des­sert zu essen? Sicher­lich nicht ein­fach nur so. 

Viel­leicht möch­ten Sie dem Ver­lan­gen wider­ste­hen, weil Sie Ihre Gesund­heit ver­bes­sern möch­ten, oder weil Sie ein paar Kilo abwer­fen möch­ten, um sich leich­ter zu füh­len und fit­ter zu wer­den, oder weil Sie Ihren Partner:in unter­stüt­zen möch­ten, der ver­sucht abzunehmen.

Sobald Sie min­des­tens einen guten Wert her­aus­ge­fun­den haben, der Ihrem Wunsch zugrun­de liegt, dem Des­sert zu wider­ste­hen, kön­nen Sie wei­te­re gute Grün­de defi­nie­ren. Zum Bei­spiel: Was sind die Vor­tei­le einer gesun­den Ernäh­rung? Wie wird es sich anfüh­len, wenn Sie sdich gesün­der ernäh­ren? Wel­che Aus­wir­kun­gen wird es auf Ihren Kör­per haben? Wie wer­den Sie sich füh­len, wenn Sie fünf Kilo leich­ter wer­den? Was wird dann auch leich­ter? Was kön­nen Sie dann tun, was Ihnen aktu­ell schwer­fällt? Inwie­weit wer­den Sie stolz auf sich sein? Stel­len Sie sich vor, wie es sich anfüh­len wird, wie­der Fuß­ball mit den Jungs zu spie­len? Oder mit Ihrem ver­bes­ser­ten Kör­per­ge­fühl tan­zen zu gehen? 

Das Ding ist: Anstatt zu ver­su­chen, Ihren unge­sun­den Impul­sen zu wider­ste­hen, über­trump­fen Sie sie mit Ihren Wer­ten, für die Sie sich ent­schei­den.
Unge­sun­de Impul­se haben eine star­ke Zug­kraft. Ob es nun das Ver­lan­gen nach Scho­ko­la­de ist oder der Ego-Boost, den wir emp­fin­den, wenn wir jemand ande­ren kri­ti­sie­ren, es gibt immer einen Grund, war­um wir zu unge­sun­den Gewohn­hei­ten neigen.

Aber Sie sind dem nicht aus­ge­lie­fert, son­dern kön­nen pro­ak­tiv die moti­vie­ren­de Kraft Ihrer Idea­le nut­zen und momen­ta­ne Impul­se über­win­den, indem Sie Ihre Wer­te bestim­men und für sich klä­ren, was Sie wirk­lich wollen. 

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Letzt­end­lich haben ech­te Wer­te und Idea­le viel mehr moti­vie­ren­de Kraft als momen­ta­ne Lau­nen oder Impul­se. Das Pro­blem ist, dass wir uns sel­ten die Zeit neh­men, uns an unse­re Wer­te zu erin­nern und sie spe­zi­fisch genug zu machen, dass sie ihre vol­le Wir­kung entfalten. 

Viel men­ta­le Stär­ke kommt aus der Gewohn­heit her­aus, momen­ta­ne Wün­sche von ech­ten Wer­ten zu unter­schei­den. Und je mehr Sie üben, des­to leich­ter wird es Ihnen fal­len, will­kür­li­chen Impul­sen zu wider­ste­hen, und für das aktiv zu wer­den, was Sie wirk­lich wollen. 

Erin­nern Sie sich: Men­ta­le Stär­ke ist die Fähig­keit, Ihren Geist zu kon­trol­lie­ren, statt von ihm kon­trol­liert zu wer­den. Und das ist eine Fähig­keit, die jeder mit Übung ent­wi­ckeln und ver­bes­sern kann, auch Sie. #sogeht­ge­sund

Drei klei­ne Gewohn­hei­ten kön­nen Ihnen dabei hel­fen, Ihre men­ta­le Stär­ke zu fördern:

  1. Sei­en Sie ehr­lich, was Ihre Gefüh­le angeht
  2. Wider­ste­hen Sie unnö­ti­gen men­ta­len Zeit­rei­sen und üben Sie sich in Achtsamkeit
  3. Unter­schei­den Sie zwi­schen Wün­schen und Werten

Und schon kannst los­ge­hen! #sogeht­ge­sund

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