Emotionale Stärke durch 6 Gewohnheiten
Welche Gewohnheiten emotional starke Menschen pflegen.
Und wie Sie diese erlernen können.
Haben Sie manchmal das Gefühl, als würden Ihre Emotionen willkürlich über Sie hereinbrechen? Oder als ob Ihre Stimmungen hin- und herschwanken, unberechenbar und unkontrolliert? Wenn ja, wünschen Sie sich vielleicht, weniger abhängig von äußeren Ereignissen zu sein und stattdessen mehr Coolness zu leben und die innere Ruhe zu bewahren.
Emotionen, auch sehr bewegende, zu haben ist natürlich völlig in Ordnung. Es ist auch normal, dass sich unsere Emotionen verändern. Dennoch können manche Personen ihre emotionalen Reaktionen besser kontrollieren als andere.
Und während es viele Gründe dafür gibt – von Genetik und Erziehung bis dazu, wie viel Schlaf Sie letzte Nacht bekommen haben – hier ist, was mit am meisten zählt:
Die Fähigkeit, stark zu sein angesichts schwieriger Emotionen, hängt oft von zielführenden Gewohnheiten ab. Deshalb möchte ich mit Ihnen 6 Gewohnheiten teilen, die Sie erlernen und etablieren können, um emotional stärker zu werden.
1. Metakognition
Metakognition bedeutet, sich über sein eigenes Denken und Innenleben bewusst zu werden. So als würden Sich sich aus einer höheren Ebene aus selbst beobachten. In der systemischen Therapie nennt man das auch eine Metaebene. Man könnte auch sagen, Metakognition bedeutet, die Fähigkeit, Ihre Gedanken zu beobachten.
Es geht darum, sich über Ihr Denken bewusst zu werden und zu beobachten, was in Ihrem eigenen Geist vor sich geht – Gedanken, Emotionen, Überzeugungen, Stimmungen, Erwartungen, Selbstgespräche usw.
In der Tat sind unsere Gedanken die meiste Zeit auf Autopilot – etwas passiert und wir reagieren ganz automatisch mit bekannten Bewältigungsstrategien darauf:
Je mehr Sie Ihren eigenen Geist ignorieren und ihn tun lassen, was er automatisch tut, desto mehr werden Ihre Verhaltensweisen zu Automatismen anstatt zu bewussten Entscheidungen.

Wenn Sie jedoch lernen, innezuhalten und zu beobachten, was in Ihren Gedanken geschieht, geben Sie sich selbst die Chance zu entscheiden, wie Sie sich verhalten möchten (anstatt einfach automatisch zu reagieren).
Versuchen Sie nicht, Ihre Emotionen zu kontrollieren und lernen Sie, sie stattdessen neugierig zu betrachten.
2. Achtsamkeit
Achtsamkeit bedeutet, im Jetzt präsent zu sein und bewusst auf Ihre Gedanken, Gefühle und Körperreaktionen zu achten, ohne sie zu bewerten oder zu verurteilen.
Nicht unwillkürlich alles zu bewerten oder zu beurteilen ist dabei sehr wichtig, denn damit sind oft negative Emotionen wie Scham und Schuld verbunden. Und die bringen Sie nicht weiter, sondern drücken einen eher runter. Es ist besser, einfach nur wahrzunehmen, was ist, ohne es in Kategorien wie gut oder schlecht einzuteilen, und im gegenwärtigen Moment zu bleiben, anstatt im Geiste in die Vergangenheit oder die Zukunft abzudriften.
Indem Sie achtsam sind, können Sie sich von automatischen Reaktionen lösen und bewusste Entscheidungen treffen. Dies ermöglicht es Ihnen, negative Emotionen besser zu regulieren und mit schwierigen Situationen gelassener umzugehen.
3. Fokussieren Sie Ihre Gedanken
Die meisten Leute verbringen Ihre Zeit damit zu denken, was auch immer Ihnen in den Sinn kommt oder gerade Ihre Aufmerksamkeit erheischt. So könnten Sie von einem neuen Auto träumen, im nächsten Moment Ihrem Chef im Geist einmal den Marsch blasen, oder rekapitulieren, warum Sie beim letzten Streitgespräch keine schlagfertige Antwort parat hatten und, und, und … Der Fantasie und Ihren Gedanken sind keine Grenzen gesetzt. Und genau das ist das Problem.
Wenn Sie diesen automatisch “passierenden” Gedanken freien Lauf lassen, führt das meist zu heftigen emotionalen Schwankungen, unsteten Emotionen und Stress:

Wenn Sie also verändern möchten, welche Emotionen Sie haben, müssen Sie ändern, worüber Sie nachdenken. Denn der Inhalt Ihrer Gedanken bestimmt Ihre Emotionen und Stimmungen.
Das heißt, um sich von destruktiven Gedankenmustern zu befreien – und den schmerzhaften und unangenehmen Gefühlen, die damit einhergehen – sollten Sie lernen, Ihre Gedanken zu fokussieren und selber zu lenken, anstatt von ihnen gelenkt zu werden.
Die Fähigkeit, Gedanken im Zaum zu halten, können Sie sich vorstellen wie einen Muskel. Wenn Sie diese Fähigkeit also nicht üben, wird sie schwach bleiben. Deshalb ist üben, üben, üben der beste Ansatz, das zu ändern und diesen Muskel zu trainieren.
4. Mitgefühl mit sich selbst
Wir werden häufig daran erinnert, mit anderen empathisch zu sein und Mitgefühl für Ihre Gefühle zu zeigen. Aber was ist mit Ihnen selbst? Haben Sie mit sich selbst auch Mitgefühl? Oder machen Sie sich innerlich verbal runter, wenn etwas mißlingt, die Kommunikation nicht so klappt, wie Sie sich das wünschen, oder Sie sich nicht so verhalten haben, wie es Ihren Erwartungen entspricht?
Selbst-Mitgefühl ist sehr wichtig und lässt sich ganz einfach erklären: Behandeln Sie sich einfach so, wie Sie einen guten Freund behandeln würden.
Die meisten von uns haben leider eher gelernt, mit sich selbst umzugehen, wie ein strenger, militärischer Ausbilder mit seinen neuen Rekruten, anstatt Verständnis für die eigenen Bedürfnisse zu zeigen und nachsichtig und empathisch mit sich selbst zu sein. Mit anderen Personen gehen wir meistens sanfter und nachsichtiger um als mit uns selbst.
Dabei können Sie viel ausgeglichener und glücklicher sein, wenn Sie aufhören, sich selbst für Fehler oder Missgeschicke fertigzumachen. Wenn Sie sich selbst innerlich rügen oder beschimpfen, vergrößern Sie dadurch nur die schmerzhafte Erfahrung und die Frustration, die sowieso schon mit Fehlern einhergeht. Deshalb ist es wichtig, Selbst-Mitgefühl und Selbstannahme zu praktizieren, statt sich selbst zu verurteilen.
5. Emotionale Selbstregulation
Emotionale Selbstregulation bezieht sich darauf, wie gut Sie Ihre eigenen Emotionen ausdrücken und regulieren können.
Wenn Sie dazu neigen, Ihre Emotionen unkontrolliert herauszulassen, kann das zu unangenehmen Situationen führen und Sie von Ihren Zielen abbringen.
Dennoch sind die initial schwierigen Gefühle häufig unvermeidbar:

Und das bedeutet – Sie müssen mit dem Leben zurechtkommen, auch wenn Sie sich einmal schlecht fühlen. Schließlich können Sie nicht warten, bis Sie sich perfekt fühlen, um Ihr Leben weiterzuführen. Sonst würden Sie es ständig vor sich herschieben, und das würden Sie sicherlich einmal bereuen.
Zweifelsohne ist es nicht einfach, das zu tun, wenn Sie sich gerade schlecht fühlen. Der Trick ist, Ihre emotionale Toleranz auszubauen. So wie eben ein Sportler trotz Schmerz und Müdigkeit nur weiterlaufen kann, wenn er seine Toleranz und Stärke trainiert. Ein Marathonläufer fängt nicht mit einer Strecke von 42 Kilometer an. Er beginnt vielleicht mit 5, dann steigert er sich auf 10 und so weiter. Genauso ist es mit der emotionalen Toleranz auch.
Das bedeutet letztendlich, dass Sie üben sollten, sich schlecht zu fühlen, wenn Sie besser im Umgang damit werden möchten, wie Sie mit schwierigen Gefühlen umgehen können. Wenn also das nächste Mal ein schwieriges Gefühl hochkommt, fragen Sie sich nicht „Wie kann ich mich weniger schlecht (traurig, enttäuscht etc.) fühlen?”, sondern eher „wie kann ich diese Gelegenheit dafür nutzen, meine emotionale Toleranz zu üben?“
Schlechte oder schwierige Gefühle gehen wie alle anderen auch vorbei. Hängen Sie sich nicht an sie und halten Sie sie nicht fest. Sehen Sie es eher so an wie das Ein- und Ausatmen, einen ganz natürlichen Prozess. Es gibt niemanden, der immer nur tolle und angenehme Gefühle hat und ständig voller Begeisterungsjauchzer durch das Ländle rennt. Zum Leben gehört immer beides dazu – das Positive und das Negative (oder weniger Positive, wenn Sie so wollen, denn etwas als negativ zu bezeichnen ist auch nur ein Urteil, das Sie ja vielleicht auch gar nicht fällen müssen.).
Akzeptieren Sie einfach, dass Sie sich schlecht fühlen, erinnern Sie sich, dass das dazugehört, vorübergeht und machen Sie einfach weiter. Es gibt kein Glück, ohne dass wir den Gegenpol auch kennenlernen. Das gibt es nur in Hollywood und ist eine Illusion. Also, ich fasse zusammen:
Einatmen – Gefühl anerkennen – Akzeptieren – Ausatmen – Loslassen – Weitermachen.
Und wieder von vorne. Der Rest ist einfach nur Übung.
6. Klare Kommunikation
Viele Menschen haben eher eine Scheu, mit anderen Klartext sprechen, also sich ganz klar und direkt zu äußern. Vielleicht haben Sie auch eher die Vorstellung, dass eine klare Ansage von anderen als unhöflich oder grob empfunden werden könnte.
Eine klare Kommunikation ist aber im Gegensatz dazu ein gesunder Mittelweg zwischen passiver Kommunikation und aggressiver Kommunikation.
Warum ist das wichtig für emotionale Stärke und Ihr Selbstmanagement schwieriger Gefühle?
Die Sache ist die: Wenn Sie ständig externe Konflikte vermeiden, werden Sie letztendlich mit internen Konflikten konfrontiert werden.
Am meisten passiert das, wenn Sie übermäßig passiv kommunizieren. Das könnte zum Beispiel so aussehen:
- Sie richten sich nach der Mehrheit, wenn es Entscheidungen zu treffen gibt.
- Sie halten eigene Meinungen oder Ideen wiederholt zurück und ergreifen nicht das Wort.
- Sie geben schnell nach, um Konflikte zu vermeiden.
Vielleicht denken Sie “was ist das Problem damit? Ich nehme andere eben wichtig.” Die Schwierigkeit damit ist:
- Wenn Sie sich ständig nach den Wünschen anderer richten – und Ihre eigenen ignorieren – weren Sie sich längerfristig schlecht fühlen und Ihr Selbstwert wird darunter leiden.
- Ihr Frustrationslevel und Ihre Ängstlichkeit nehmen eher zu, weil Ihre Bedürfnisse nicht erfüllt werden.
- Schließlich werden Sie es anderen Menschen übel nehmen und ärgerlich ihnen gegenüber werden, weil diese bekommen, was sie wollen und Sie nicht bekommst, was Sie sich wünschen.
- Sie nehmen anderen die Chance, Ihre Wünsche und Bedürfnisse zu erfüllen oder zu berücksichtigen, wenn Sie diese nicht klar aussprechen (denn woher sollen die anderen wissen, was Sie sich wünschen und brauchen?).
Wenn also Ihre Bedürfnisse und Wünsche missachtet werden, Ihre Frustration, Befürchtungen und IhrÄrger gegenüber anderen zunehmen, was meinen Sie, wie effektiv Sie darin sein werden, zusätzlich zu all dem auch noch Ihre schwierigen Emotionen zu managen? Genau – diese Rechnung geht nicht auf.
Wenn Sie aber stattdessen eine klare Sprache verwenden und Ihre Wünsche und Bedürfnisse aussprechen und zum Beispiel auch Grenzen gegenüber anderen aufzeigen, werden Sie Ihre emotionale Stärke dadurch ausbauen, weil Sie an Zutrauen und Selbstachtung und Selbstwert gewinnen. Und dadurch haben Sie mehr Fähigkeiten und Kraft, um auch die nicht so schönen Gefühle zulassen zu können, anzuerkennen, zu verbalisieren und auch wieder loszulassen, nachdem Sie sie durchlebt haben.
Indem Sie diese sechs Gewohnheiten in Ihren Alltag integrieren und an ihnen arbeiten, können Sie Ihre emotionale Stärke weiterentwickeln und besser mit schwierigen Emotionen umgehen.
Es ist ein Prozess, der Zeit und Übung erfordert, aber die daraus resultierende Coolness und innere Gelassenheit werden Ihre Lebensqualität erhöhen und sind die Mühe wert. Das weiß ich aus eigener Erfahrung. Seien Sie geduldig mit sich selbst und erlauben Sie sich genug Raum für Wachstum und Veränderung. Und gestehen Sie sich zu, dass Sie dafür so lange benötigen, wie Sie dafür benötigen. Es geht nicht um ein Wettrennen, sondern um Ihren individuellen Weg. So können Sie Ihre Emotionen regulieren und werden emotional stark! #sogehtgesund
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