G. N. A. D. E.

Was die Gnade mit inneren Stimmen, Eingebungen und dem Denken zu tun hat. 

Und wie Sie ler­nen kön­nen, gnädig(er) mit sich zu sein.

Inneres Stimmengewirr 

Der Klang unse­rer inne­ren Stim­men, die sich unter­hal­ten, sich einen Schlag­ab­tausch geben oder auch zicken und ner­ven kann man viel­leicht mit einem diri­gen­ten­lo­sen Chor ver­glei­chen, bei dem alle Mit­glie­der tun, was Ihnen gera­de in den Sinn kommt. Dadurch kann ein Hau­fen Dis­har­mo­nie und Cha­os ent­ste­hen. Und das kann so rich­tig viel Stress machen – leider. 

Dabei haben wir inner­lich eher das Bedürf­nis nach einem Gleich­klang himm­li­scher Sphä­ren, der uns beru­hi­gend und har­mo­ni­sie­rend beglei­tet und uns wie Gre­go­ria­ni­sche Gesän­ge in lau­ter Wohl­wol­len und Aus­ge­gli­chen­heit schwel­gen lässt. 

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber bei mir war die meis­te Zeit mei­nes Lebens eher der füh­rer­lo­se Chor am Gan­ge. Und wenn ich mit vie­len mei­ner Kli­en­ten spre­che, neh­me ich immer wie­der wahr, dass vie­le davon unter ihren eige­nen inne­ren Stim­men lei­den, die unglaub­lich viel Stress oder Druck machen können. 

Innere Stimmen

Was mei­ne ich, wenn ich von inne­ren Stim­men spre­che? In der Tat haben wir alle eine gan­ze Band­brei­te von inne­ren Stim­men in uns. Wirklich. 

Als ich noch jung war (ich bin immer noch jung im Her­zen, aber äußer­lich nicht mehr ganz so …) dach­te ich, das ist ein Geheim­nis und nur bei mir so, dass ich inne­re Stim­men in mir wahr­neh­me und sogar häu­fig Zwie­ge­sprä­che mit mir selbst füh­re, oder auch ima­gi­nier­te Unter­hal­tun­gen in mei­nem Kopf durchgehe. 

Zwi­schen­zeit­lich weiß ich, dass das bei nahe­zu jedem so ist und den­noch fast alle glau­ben, es sei eine Art Geheim­nis, das man ver­ste­cken müss­te, und dass ande­re die­ses Phä­no­men über­haupt nicht ken­nen. Weit gefehlt. Ich war so erleich­tert, als ich im Rah­men mei­ner sys­te­mi­schen Aus­bil­dung erfah­ren habe, dass das ganz nor­mal ist. 

Puh. Gott sei Dank, ich ein ganz nor­ma­ler Mensch mit wir­ren Stim­men im Kopf. So wie Sie viel­leicht auch. 

Woher kommen die?

Eine ers­te logi­sche Fra­ge ist – woher kom­men die, wer hat die in mei­nen Kopf gepflanzt?

Ein­deu­tig zu beant­wor­ten ist die ers­te Fra­ge nicht. Aber es gibt Hin­wei­se. Die meis­ten davon fin­den Sie in Ihrer Her­kunfts­fa­mi­lie. Mei­ne Mut­ter hat zum Bei­spiel regel­mä­ßig zu mir gesagt „es könn­te bes­ser sein“. Das hat sie auch gesagt, als ich eine Eins als Note heim brach­te. Ich kann mich genau an den Tag erin­nern, als ich freu­de­strah­lend nach Hau­se kam und die Eins mei­ner Mama ver­kün­det habe, und das in einem Fach, in dem ich bis­her noch kei­ne erreicht hat­te. Ihre Ant­wort „es könn­te bes­ser sein“, unter Kichern, ließ mich wütend zurück. Ich stürm­te mit einem „Wie kann denn eine Eins noch bes­ser sein?“ Auf­schrei in mein Zim­mer und habe von da an nie wie­der von mei­nen Noten erzählt. 

Zurück blieb – unter­be­wusst – eine ewig stres­si­ge Stim­me mit einem Fass ohne Boden, das mir ein­flüs­ter­te oder auch mal schrie „es könn­te bes­ser sein“, und mich Jahr­zehn­te mei­nes Lebens damit zubrin­gen ließ, mich abzu­ar­bei­ten, um immer noch bes­ser zu wer­den, bei dem gleich­zei­ti­gen Gefühl, dass es doch nicht genug ist. 

Ich erzäh­le das nicht, um mei­ne Mut­ter zu expo­nie­ren. Sie hat es über­haupt nicht böse gemeint, für sie war es so etwas wie ein klei­nes Späß­chen, um mich viel­leicht zu moti­vie­ren oder dazu anzu­re­gen, mein Bes­tes zu geben. Ich erzäh­le das auch nicht, um zu jam­mern. Zwi­schen­zeit­lich habe ich einen guten Umgang damit, ken­ne die­se Stim­me sehr gut und weiß auch, wie ich sie im Zaum hal­ten kann. 

Ich erzäh­le das als Anschau­ungs­bei­spiel, damit Sie sich vor­stel­len kön­nen, wie sol­che Stim­men im Kopf ent­ste­hen kön­nen. Es kön­nen Aus­sa­gen sein, die unse­re Eltern, Geschwis­ter, Groß­el­tern usw. immer wie­der gemacht haben, die sich unter­be­wusst in unse­ren Köp­fen fest­set­zen und durch Wie­der­ho­lun­gen einprägen. 

Es könn­te auch ein Fami­li­en­mot­to oder ein Glau­bens­satz sein. Zum Bei­spiel:  „Wir geben nie auf“ oder „wir hal­ten immer zusam­men“, oder „was man anfängt, bringt man auch zu Ende“, oder „was uns nicht umbringt, macht uns här­ter“, oder „du kannst alles errei­chen, wenn du es nur wirk­lich willst“. Und und und … Der Fan­ta­sie und der Viel­falt und Aus­prä­gun­gen die­ser Glau­bens­sät­ze sind kei­ne Gren­zen gesetzt. 

Weitere Einflüsse 

Auch ande­re prä­gen­de Erfah­run­gen kön­nen sich als Aus­sa­ge oder Stim­me in unse­ren Köp­fen fest­set­zen. So zum Bei­spiel Aus­sa­gen von Leh­rern oder ande­ren Wis­sens­ver­mitt­lern. Zum Bei­spiel: „Aus dir wird nichts“, „wer Erfolg haben möch­te, muss sich anstren­gen“, „Wis­sen ist Macht“ etc. Es sind aber nicht nur die ver­ba­len Aus­sa­gen, die sich in uns fest­set­zen. In der Schu­le zum Bei­spiel wird auch ver­mit­telt: „Wenn du dich so benimmst, wie das von dir erwar­tet wird, wirst du belohnt. Wenn nicht, bestraft.“ Also schluss­fol­gern Kin­der, dass sie sich so zu ver­hal­ten haben, wie ande­re es von ihnen erwarten. 

Medienbeeinflussung

Aus­sa­gen, Pres­se­tex­te, Wahl­sprü­che usw., die über die Medi­en ver­brei­tet wer­den und häu­fig wie­der­holt wer­den, kön­nen sich eben­falls in unse­ren Köp­fen fest­set­zen, denn die Wie­der­ho­lung ist ein mäch­ti­ges Instru­ment der Mas­sen­be­ein­flus­sung. Hier wer­den über eine emo­tio­na­le Anspra­che und unter­ma­len­de Bil­der Bedürf­nis­se in uns getrig­gert, die das Pro­dukt, der Poli­ti­ker, Cele­bri­ty usw. dann zu erfül­len ver­spricht. Dabei schwin­gen häu­fig unter­schwel­li­ge Sug­ges­tio­nen mit. Bei­spie­le hier­für sind: 

  • „Have a break, have a kit­kat“ (Kit­kat) → Sug­ge­riert, dass Sie immer Scho­ko­la­de essen soll­ten, wenn du eine Pau­se machst.
  • „Yes we can“ (Barak Oba­ma) → Sug­ge­riert, dass gemein­sam unter sei­ner Lei­tung alles zu schaf­fen ist, ein Schei­tern oder dass man etwas nicht kann, scheint ausgeschlossen.
  • „Just do it“ (Nike) → Sug­ge­riert unmit­tel­bar zur Tat zu schrei­ten, Sie soll­ten han­deln, nicht reden oder den­ken. Aller­dings gibt es auch Situa­tio­nen, in denen das nicht das Bes­te ist.
  • „Wohnst du noch oder lebst du schon?“ (Ikea) → Sug­ge­riert, dass Ihnen etwas zum ech­ten Leben fehlt und Sie sich das besor­gen soll­ten. Unter­schwel­lig liegt dar­in so etwas, wie Ihr Leben, wie es ist, ist nicht ausreichend.
  • „Ich bin doch nicht blöd“(Mediamarkt) → Sug­ge­riert, dass Sie eben blöd sind, wenn Sie nicht bei Media­markt kaufen.
  • „Du bist nicht du, wenn du hung­rig bist“(Snickers) → Sug­ge­riert, Sie müss­ten etwas essen, um wirk­lich Sie selbst zu sein, bzw. dass Sie nur Sie selbst sind, wenn Sie essen. Was das für nega­ti­ve Aus­wir­kun­gen haben kann, kön­nen Sie sich den­ken – die extra Pfun­de, mit denen man dann viel­leicht nicht ganz so glück­lich bist.
  • „Nichts ist unmöglich“(Toyota) → Sug­ge­riert, dass alles mög­lich ist. Lei­der fal­len mir jede Men­ge Din­ge ein, die zumin­dest für mich unmög­lich sind. Auch hier wird ein Schei­tern qua­si aus­ge­schlos­sen und wenn Sie etwas viel­leicht nicht kön­nen, füh­len Sie sich nicht gut.

Positive Wirkungen 

Ich habe jetzt eher Bei­spie­le mit poten­zi­ell „nega­ti­ven“ Aus­wir­kun­gen auf das Selbst­wert­ge­fühl bzw. auf das Ent­ste­hen stres­si­ger Stim­men in Ihrem Innern gege­ben. Natür­lich gibt es auch posi­ti­ve Bei­spie­le. So kann Sie ein Fami­li­en­mit­glied, Leh­rer/-in, Men­tor/-in u.a. auch posi­tiv beein­flus­sen und zur Ent­ste­hung posi­ti­ver Stim­men bei­tra­gen. So zum Bei­spiel „du bist gut so wie du bist“, „du musst nichts tun, du darfst ein­fach sein“, „du darfst gnä­dig mit dir sein.“, etc. 

Wel­che Glau­bens­sät­ze, Leit­sät­ze, Aus­sa­gen ver­ba­ler oder non­ver­ba­ler Art sich letzt­lich in Ihrem ein­zig­ar­ti­gen Kopf mani­fes­tie­ren, wis­sen nur Sie. Es hängt von vie­len Fak­to­ren ab, wie Ihrem Grund­cha­rak­ter, Ihrer Art zu den­ken, Ihrer Resi­li­enz (Wider­stands­kraft), dem Maß, zu dem Sie sol­chen Aus­sa­gen aus­ge­setzt sind, Ihrer Sen­si­bi­li­tät und vie­len mehr. 

Es gibt also in ver­mut­lich allen Men­schen inne­re Stim­men, die tag­täg­lich ein Wört­chen mit­re­den, aber wie die­se zusam­men­ge­setzt sind und wie sie mit­ein­an­der agie­ren ist für jeden Men­schen anders und einzigartig. 

Was hat Gnade damit zu tun?

Das bringt uns zur Gna­de. Denn was hat Gna­de mit all dem zu tun? Ganz ein­fach, G. N. A. D. E. ist ein Merk­satz, den Sie für sich sinn­voll nut­zen können. 

Glau­be 
Nicht
Allen
Deinen
Einge­bun­gen

Gleich­zei­tig ist es eine Metho­de, um mit vie­len der Ein­ge­bun­gen, Stim­men, Leit­sät­ze, Lebens­mot­tos usw. umzu­ge­hen, die uns nicht dien­lich sind

Am ein­fachs­ten kann man die Metho­de in vier Schrit­te ein­tei­len. Zu Beginn steht zunächst ein Bewusst-Wer­den, Übung und dann eine Ana­ly­se und eine Entscheidung. 

1. Bewusst-Werden

Was Ihnen nicht dien­lich ist und nega­ti­ve Aus­wir­kun­gen in Ihrem Leben hat, kann weg. Um jedoch fest­zu­stel­len, was Ihnen dien­lich ist und was nicht, soll­ten Sie sich zunächst bewusst wer­den, wel­che Ein­ge­bun­gen und Stim­men und Denk­pro­zes­se über­haupt inner­lich stattfinden. 

Der ein­fachs­te Weg, um das fest­zu­stel­len, ist es, sich selbst zu beob­ach­ten. Und das kön­nen Sie, auch wenn Ihnen das aktu­ell noch nicht klar ist. Es ist eine beson­de­re Gabe, die uns Men­schen geschenkt ist und beinhal­tet die Fähig­keit der Abstraktion. 

So kön­nen Sie sich zum Bei­spiel geis­tig vor­stel­len, dass Sie sich selbst in Ihrem Den­ken und den inne­ren Pro­zes­sen von oben, wie von einer sepa­ra­ten Ebe­ne oder Platt­form beob­ach­ten. So als wür­den Sie z. B. auf einem Jäger­stand sit­zen, und sich selbst von oben zuse­hen. Die Distanz lässt sich auch vari­ie­ren. Sie könn­ten auch die Ansicht aus einem Flie­ger wäh­len, oder vom Mond. Oder Sie wäh­len statt­des­sen das Bild, dass Sie in einem lee­ren Thea­ter sit­zen und sich selbst auf der Büh­ne den­ken sehen. Ent­schei­dend ist, dass Sie sich aus einer Distanz beob­ach­test, von einem Ort aus, der außer­halb Ihrer Selbst liegt

2. Übung

Das Ein­zi­ge, was Sie benö­ti­gen, um die­se Fähig­keit zu erler­nen, ist Übung. Wie für jede ande­re Fähig­keit auch. Wenn Sie das immer wie­der üben, fällt es Ihnen immer leich­ter, und dadurch kön­nen Sie immer mehr Ihrer Stim­men, Gedan­ken und Ein­ge­bun­gen hören und wahrnehmen.

3. Analysieren

Im drit­ten Schritt kön­nen Sie das, was Sie wahr­neh­men, ana­ly­sie­ren. Das heißt ein­tei­len und kate­go­ri­sie­ren. Zum Bei­spiel in die Kate­go­rien nütz­lich und nicht nütz­lich, oder sinn­voll und weni­ger sinn­voll, dien­lich und nicht dien­lich. Sie betrach­ten also, was ein Gedan­ke oder eine Ein­ge­bung, ein Glau­bens­satz oder eine inne­re Stim­me mit Ihnen macht. Zum Bei­spiel: sie macht mir Stress, oder Druck, oder Angst, oder Unru­he etc. Oder sie beru­higt mich, lässt mich durch­at­men, moti­viert mich, begeis­tert mich etc.

4. Entscheiden 

Im vier­ten Schritt kön­nen Sie dann ent­schei­den. Alles, was gut ist, Sie stärkt, unter­stützt und wei­ter­bringt, kön­nen Sie in Ihrem Leben behal­ten und för­dern. Und nicht nur das, Sie könn­ten sogar ent­schei­den „das ist super, also mache ich ab sofort mehr davon als vor­her“ (z. B. posi­ti­ve Gedan­ken öfter denken). 

Alles, was Sie schwächt, nie­der­drückt, frus­triert usw. kön­nen Sie auch kate­go­ri­sie­ren. Jetzt kommt jedoch der Knack­punkt. Was Sie nicht kön­nen ist, sol­che Stim­men oder Gedan­ken ein­fach „weg­ma­chen“, aus Ihrem Leben ver­ban­nen oder ein­fach fal­len las­sen. Inne­re Stim­men kön­nen sehr mäch­tig sein (je nach­dem, wie lan­ge sie schon aktiv sind) und arbei­ten meis­tens übers Unter­be­wuss­te (das heißt so viel wie will­kür­lich oder auto­ma­tisch). Aber Sie kön­nen einen neu­en Umgang mit sol­chen nega­ti­ven Ein­flüs­sen ler­nen. Wie das?

Hier ein paar Ideen: 

  • Erst mal wahrnehmen
  • Man­che Stim­men machen einen Wahn­sinns-Druck, und manch­mal basiert der dar­auf, dass sie nicht bewusst gehört wer­den, son­dern statt­des­sen immer run­ter­ge­drückt oder igno­riert wer­den. Das kann zur Fol­ge haben, dass sie immer stres­si­ger und lau­ter wer­den. So wie man­che Men­schen, die nicht zu Wort kom­men, auto­ma­tisch lau­ter und drän­gen­der werden. 
  • Nicht bewer­ten
  • Am bes­ten ach­ten Sie dar­auf, dass Sie wirk­lich nur beob­ach­ten und wahr­neh­men, was ist – ganz ohne es zu bewer­ten. Denn das kann wie­der­um abwer­ten­de Stim­men und Gedan­ken aus­lö­sen. Und noch mehr Stress machen. Also: „Ich bemer­ke, dass mir die­se Stim­me Druck macht, und in mir eine inne­re Unru­he aus­löst.“ NICHT: „Wie­so habe ich Kuh das nicht unter Kon­trol­le?“ Ver­stan­den? Eine Bewer­tung ist nicht hilf­reich, es geht nur um das Wahr­neh­men des­sen, was ist. 
  • Frag sie, was sie will 
  • Sie könn­ten ein­mal über­le­gen, was die­se Stim­me von Ihnen will? Oder wenn es sich um einen Leit­satz han­delt, wie er wohl zustan­de kam? Viel­leicht war er ein­mal sehr sinn­voll. Sie könn­ten nach­den­ken, ob die Umstän­de jetzt immer noch die­sel­ben sind, oder sich vie­les seit­her ver­än­dert hat, der Leit­satz sich aber nicht mit ver­än­dert hat? Inwie­weit könn­te man ihn upda­ten und neu an die jet­zi­ge Lebens­si­tua­ti­on anpas­sen? Wie wür­de er klin­gen, wenn er mehr Ver­ständ­nis für Sie und Ihre Bedürf­nis­se beinhal­ten würde? 
  • Adap­tie­ren oder umwan­deln  
  • Auf die­ser Basis könn­ten­Sie ihn für sich viel­leicht auch adap­tie­ren. Oder ver­su­chen, ihn umzu­wan­deln. So habe ich zum Bei­spiel mein „es könn­te bes­ser sein“ in „es ist gut, wie es ist“ umge­wan­delt. Wie? Ganz ein­fach – zurück zu Schritt 2: Üben, üben, üben. Also jedes Mal, wenn ich bemer­ke, dass die Stim­me „es könn­te bes­ser sein“ mir Stress macht, erset­ze ich den Gedan­ken inner­lich mit „es ist gut, wie es ist.“ Und das tue ich so lan­ge, bis „es ist gut, wie es ist“ der neue gedank­li­che Auto­ma­tis­mus wird und den vor­he­ri­gen ersetzt. Das erfor­dert ein gewis­ses Maß an Dis­zi­plin. Aber was im Leben nicht? Mit üben, üben, üben kommt man weit und jeder Pro­fi­sport­ler, Musi­ker, jede Stu­den­tin und Exper­tin usw. weiß das. Du auch!
  • Sich hel­fen lassen 
  • Wer allei­ne kei­nen Ansatz­punkt fin­det, oder zum Bei­spiel sehr vie­le stres­si­ge Stim­men in sich trägt, oder mit sehr har­ten Leit­sät­zen zu kämp­fen hat, kann sich Hil­fe holen. In der syste­mi­schen Bera­tung und The­ra­pie arbei­tet man viel mit inne­ren Stim­men und Antei­len und es gibt krea­ti­ve Metho­den, um sich die­se bewusst zu machen und sie zu beru­hi­gen. Holen Sie sich ein­fach Hil­fe, häu­fig rei­chen weni­ge Sit­zun­gen, um posi­ti­ve Effek­te zu errei­chen und neue Ansatz­punk­te und einen neu­en Umgang anzu­re­gen. Es ist nichts dabei. Ihr Auto brin­gen Sie schließ­lich auch in die Werk­statt und machen nicht alles allei­ne. Wir kön­nen nicht alles sel­ber, des­halb gibt es ja Fach­män­ner und ‑frau­en, die damit Erfah­rung haben.

G. N. A. D. E. 

Damit kom­me ich zurück zur Gna­de, denn die ist wich­tig. Einer­seits als Merk­satz von oben. 

Glau­be
Nicht
Allen
Deinen 
Einge­bun­gen

Das bedeu­tet, manch­mal ist eine gewis­se Skep­sis gegen­über den eige­nen Gedan­ken und Ein­ge­bun­gen ange­bracht (wie auch gegen­über Äuße­run­gen ande­rer, denn die kön­nen uns auch ganz schön beein­flus­sen. Aber dar­über schrei­be ich ein andermal…).

Sie müs­sen nicht alles glau­ben, was Sie den­ken. Vor allem nicht, abwer­ten­den, nega­ti­ven, nie­der­drü­cken­den, sor­gen­vol­len oder depri­mie­ren­den Gedan­ken. Hel­fen sie Ihnen? Nein. Moti­vie­ren sie Sie? Nein. Stär­ken sie Sie und brin­gen Sie vor­wärts? Nein. Haben sie irgend­ei­nen ande­ren posi­ti­ven Effekt, der in Ihrem Leben nütz­lich ist? Nein. Schluss­fol­ge­rung: Sie müs­sen die­se Gedan­ken und Ein­ge­bun­gen nicht ein­fach akzep­tie­ren, son­dern dür­fen sie ein­fach ver­wer­fen und mit posi­ti­ven Gedan­ken ersetzen. 

Ein Beispiel 

Sie den­ken z. B. „Mann, ich habe wie­der ver­sagt. Immer das Glei­che.“
1. Sie beob­ach­ten, dass Sie das gedacht haben und es Sie frus­triert (weil Sie das Beob­ach­ten (2.) geübt haben, kön­nen Sie das).
3. Sie ana­ly­sie­ren, dass die­ser Frust nicht dien­lich ist, denn er wirkt sich nega­tiv auf Ihr Bild von sich selbst und Ihren Fähig­kei­ten aus und ver­dirbt Ihr­nen viel­leicht den Rest des Tages.
4. Sie ent­schei­den, dass Sie den Gedan­ken des­halb so nicht ste­hen las­sen möch­ten und kor­ri­gie­ren Ihr Den­ken. Zum Bei­spiel, indem Sie den­ken: „Das stimmt so nicht. Das hat zwar nicht geklappt, aber das macht nichts, denn ich habe dadurch etwas gelernt.“ Oder Sie den­ken: „Ich ver­sa­ge nicht – ent­we­der ich gewin­ne oder ich ler­ne.“  Oder Sie könn­ten den­ken: „Es ist noch kein Meis­ter vom Him­mel gefal­len, ich ver­su­che es ein­fach gleich noch ein­mal.“ Oder Sie den­ken: „Jetzt weiß ich, wie es nicht geht, und fin­de eine neue Mög­lich­keit, mein Ziel zu errei­chen.“ Der Fan­ta­sie sind kei­ne Gren­zen gesetzt. Haupt­sa­che, der Gedan­ke ist hilf­reich, anstatt Sie herunterzuziehen.

Gnade 2 

Fra­gen Sie sich ein­mal, wie Sie mit einem Kind in die­ser Situa­ti­on umge­hen wür­den. Stel­len Sie sich vor, sie haben einen Sohn, der Fahr­rad­fah­ren lernt und eben vom Rad gefal­len ist. Was wür­den Sie zu ihm sagen? Ich bin mir sicher, Sie wären gnä­dig mit ihm, wür­den ihn umar­men, trös­ten und ermu­ti­gen, sich wie­der aufs Rad zu set­zen. Und ihm dann erklä­ren, dass es ein­fach noch etwas dau­ert, bis er es lernt, er es aber sicher ler­nen wird und es schaf­fen kann. Das ist ein gnä­di­ger Umgang. 

Die Fra­ge ist, wie­so reden Sie mit sich selbst nicht auch so? Wir tra­gen die Gna­de in uns. Und komi­scher­wei­se sind wir in der Regel mit ande­ren gnä­di­ger als mit uns selbst (nicht immer, aber meistens). 

Mei­ner Erfah­rung nach ler­nen es lei­der die meis­ten von uns nicht, aber wir dür­fen und soll­ten mit uns selbst gnä­dig sein. Wir dür­fen uns selbst trös­ten, und inner­lich in den Arm neh­men, und uns gut zure­den, und uns selbst auch etwas zutrau­en. Denn natür­lich haben auch Sie das Zeug in sich, neue Sachen zu ler­nen, Pro­ble­me zu lösen, Schwie­rig­kei­ten zu über­win­den und zu wach­sen und zu rei­fen. Schließ­lich haben­Sie das schon x‑mal gemacht. Und wenn Sie gera­de eine Ruhe­pau­se brau­chen, ist es auch ok, gar nichts zu tun, und ein­fach nur gut zu sich zu sein und wie­der Kraft zu sammeln. 

Wir sind Men­schen, wir geben unser Bes­tes, aber wir sind nicht per­fekt. Wir machen Feh­ler. Und das ist ok und gut so, denn ohne Feh­ler könn­ten wir über­haupt nichts lernen. 

Sie sind ein human BEING und kein human DOING und ein­fach Sie selbst zu sein ist genug. Und dass das genug ist, und wir uns das zuge­ste­hen, ist Gnade. 

Je gnä­di­ger wir mit uns selbst sein kön­nen, des­to gnä­di­ger sind wir mit ande­ren. Und das tut denen gut. Denn die ande­ren sind auch Men­schen, sie sind auch human BEINGS, und die machen auch Feh­ler und wün­schen sich eben­so, dass das ok ist, anstatt dafür beur­teilt, beschul­digt oder bewer­tet zu werden. 

Je mehr Gna­de wir wal­ten las­sen, des­to weni­ger beur­tei­len wir ande­re in ihrem So-Sein. Wir las­sen sie ein­fach so sein, wie sie sind, denn wie sie sind, ist ok. Dazu müs­sen wir auch nicht alles ver­ste­hen, was sie so den­ken, reden oder tun. Denn unser Maß­stab ist nicht rich­ti­ger als der ande­rer. Nur anders. 

Schluss­end­lich ist es auch so, dass je mehr Gna­de wir mit uns selbst und ande­ren ler­nen kön­nen, des­to fried­li­cher und ange­neh­mer wird unse­re Welt. Es gibt also wirk­lich vie­le gute Grün­de, Gna­de zu üben. Und ein ers­ter Schritt ist es, G. N. A. D. E. zu üben – weil Sie es wert sind. Und die ande­ren auch. 

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